Das Rheinwaldhorn erhebt sich zwischen Graubünden und Tessin, ist der höchste Tessiner und wird dort Adula genannt.
Die Tour
Das Rheinwaldhorn hat 4 markante Seiten ähnlich einer Pyramide. Die wenig begangene Seite nach Süden zur Val Malvaglia besteht aus einer steilen Felswand. Drei Seiten sind vergletschert: Die Westseite vom Vadrecc di Bresciana, die Nordseite mit dem grossen Läntagletscher und die Ostseite mit Firnfeldern zum Ursprung der Quelle des Hinterrheins hinunter. Über diese 3 Seiten führen die Aufstiege (Sommer und Winter) von den drei SAC-Hütten Adula, Länta und Zapport.
Wir planten die Hochtour auf das Rheinwaldhorn von der Läntahütte aus zum Gipfel und der anschliessenden Überschreitung beim Adualjoch ins Tessin. Vor dem langen Abstieg nach Olivone verbrachten wir noch eine Nacht in der unteren Adulahütte.
Am ersten Tag sind wir mit dem Zug von Disentis nach Vals und von dort mit dem Postauto zum Zevreila Stausee gefahren. Von da marschierten wir gemütlich zur Läntahütte. Eine sehr leichte Wanderung für den ersten Tag.
Die Alphütte auf dem Weg war einladend und lud zum Verweilen ein. Eine Pause mit Plättli musste sein!
Das Plättli haben wir anschliessend mit einem kurzen Regenguss gebüsst. Nur schon ein paar Minuten nach dem Aufbruch bei der Alp, war die erste Aktion Regenschutz anziehen und die zweite sich in eine Höhle verkriechen. Zum Glück zog der Regen rasch vorbei und wir erreichten die Läntahütte doch noch trocken. Bei der Läntahütte wird man plötzlich auf einen Blau-Weiss Weg umgeleitet. Bald haben wir gesehen, dass der einfache Wanderweg ein paar Meter nebenan verläuft und dies hier eher als ein Hütten-Challenge angelegt wurde, sehr schön gemacht.
Die Hütte selbst war mit viel Liebe geführt. Dank Corona und der schwachen Belegung am Montag, kriegte jede Gruppe ihr Einzelzimmer. Das war ein richtiges Hüttenluxusprogramm. Beim Nachtessen gab es ein Amuse-Bouche, eine wunderbare Bovistenpilzsuppe und Älplermaccaroni, alles sehr schön dekoriert.
Der Hüttenwart ist bei jedem Tisch hingesessen und hat die Touren besprochen. Unsere geplante Tour ist von dieser Seite her sehr wenig begangen. Er kannte jedoch den aktuell besten Weg sehr genau, um auf den Gletscher zu gelangen und beschrieb die Schlüsselstellen. Mit der ursprünglichen Planung wären wir länger im Felsen, resp. Geröll gewesen, das offenbar so volatil war, dass wir gerne den frühen Gletscheraufstieg suchten.
Am nächsten Morgen sind wir früh bei genügend Licht in Richtung Gletschertor aufgebrochen. Am Ende war es eher ein Schutthaufenklettern wie so üblich in Gletschernähe. Jedenfalls haben wir da schon die vorgeschlagene Route verlassen und wählten den direkten Weg über den Schutt. Viel passieren konnte nicht. Dann zogen wir sehr bald unser Hochtouren Equipment an. Steigeisen, Gurt, Seil und Pickel durften nicht fehlen.
Letzte Kontrolle und ab auf den Gletscher. Die ersten Schritte auf dem Gletscher waren sehr steil. Nach ein paar Schritten mussten wir mit den Steigeisen zurück auf den Felsen und einen Bach überqueren und schon bald ging es wieder auf den Gletscher. Danach ging es dann auf dem recht aperen Gletscher bergauf und an vielen Spalten vorbei. Die letzte Rast vor dem Gipfel legten wir seitlich auf dem Felsen ein.
Weiter kamen wir langsam in den nassen und schweren Schnee und stiegen zur Spur auf, die vom Adulajoch herkam. Der Standardpfad geht heute von der Adulahütte aus und wieder zurück, wobei dann die Gletschertour eher klein ausfällt, was aus unserer Sicht sehr schade ist. Zum Glück für uns, denn wir waren auf dieser Route die einzigen, auf dem ganzen Gletscher bis zum Joch. Die letzten Meter auf dem Gipfelgrat waren wieder auf felsigem Untergrund, der gut begehbar war.
Auf dem Gipfel angelangt wehte ein eisiger Wind und wir machten uns rasch wieder an den Abstieg. Im Gipfelhang lag noch einiges an Nassschnee. Nach dem Adulajoch kam noch eine nicht zu unterschätzende Gletscherspalte, die man jedoch gut überspringen konnte. Von da waren wir innert Kürze auf dem Felsen und haben unser Gletscher Equipment wieder verstaut.
Die Wanderung zur Hütte war anfänglich wieder in viel Gestein und lockerem Geröll, bis wir am Ende doch noch so was wie einen Weg vorfanden. Wir hatten nicht in der oberen neu renovierten Hütte, sondern in der unteren reserviert. Dafür hatten wir wieder unser eigenes Zimmer und eine wunderbare Dusche mit viel Wasser. Diese genossen wir nach der Anstrengung am meisten. Die Leute waren sehr nett und alles sehr sauber. Das Essen war einfach und natürlich italienisch aber auch hier wieder in einer eher gehobenen Kategorie für eine Hütte, ähnlich wie am Tag davor. Kein Wunder schwärmen beide Hüttenwarte von der Küche des andern.
Am nächsten Tag sind wir zunächst durch das wunderschöne Val di Carassino gewandert und vor dem Sosto hinunter nach Olivone abgezweigt. Der Weg entpuppte sich sehr bald als kniffliger Höhenweg mit dem schweren Gepäck, gefolgt von einem sehr steilen Abstieg nach Olivone.
In Olivone haben wir im Bistro ein paar Toasts verdrückt, denn viel anderes gibt es nicht mehr, seitdem das Militär nicht mehr in Olivone stationiert ist. Das letzte Tessiner Postauto brachte uns von Olivone auf den Lukmanier, wo wir in das bündner Postauto umsteigen mussten. Dieses haben wir fast verpasst, weil die Marktstände auf dem Lukmanier mit den Bergprodukten immer eine Verlockung sind.
Gut zu Hause angekommen, alles ausgepackt, die Wäsche in der Maschine und frisch geduscht haben wir uns einen Apéro gegönnt, selbstverständlich mit hochgelagerten Füssen.
Karte

GPS Daten auf Anfrage